Respektvoll kommunizieren - Diskutieren Sie ergebnisoffen

 

Setzen Sie sich für einen ergebnisoffenen Dialog ein, mit dem Ziel, neue Erkenntnisse in einem sachlich-konstruktiven Streitgespräch zu gewinnen, bei dem es um Wahrheit und nicht um die Durchsetzung von Meinungen und Machtinteressen geht.

Seien Sie prinzipiell Gegenargumenten gegenüber aufgeschlossen, weil der Diskurs zum Wesen der Demokratie gehört, jeder Beitrag geeignet sein könnte, mit neuen Argumenten die eigenen Perspektiven zu bereichern, die Chance auf mehr Verständnis und gemeinsame Lösungen besteht und damit destruktive Polarisierungen überwunden werden könnten.

Suchen Sie nach Lösungen, die den gemeinsamen Interessen bestmöglich entsprechen, ohne faule Kompromisse zu schließen.

Versuchen Sie Konflikte zunächst im unmittelbaren Gespräch mit den Konfliktbeteiligten zu lösen.

Wählen Sie alternative Formen der Streitbeilegung (z.B. das Anrufen von Gerichten) erst dann aus, wenn Sie partnerschaftlich keine vergleichsweise beste Lösung gefunden haben.

In jedem Gespräch und mit jedem Gegenüber lassen sich im Regelfall Gemeinsam­keiten finden.

Lösen Sie Konflikte auf der Ebene unterschiedlicher Positionen („Die eine Partei ist für, die andere gegen mehr staatliche Hilfen…“), indem Sie Gemeinsamkeiten auf der Ebene von Interessen suchen („Wollen Sie wie wir Schaden von den mittelständischen Gastronomiebetrieben abwehren?“). Im Lichte von gemeinsamen übergeordneten Interessen lassen sich kreative Lösungswege, die von allen Parteien getragen werden, leichter finden, als wenn untermittelbar über verhärtete gegensätzliche Positionen gestritten wird.

  • Fordern Sie Repräsentativität ein

Bewerten Sie die Repräsentativität von Aussagen angemessen.

Hinterfragen Sie auch intuitiv plausible Geschichten hinsichtlich der Repräsentativität kritisch. Widerstreben Sie der Neigung, Regelmäßigkeiten in Zufallsergebnisse hineinzuinterpretieren.

  • Hinterfragen Sie generell die Aussagekraft von Informationen

Orientieren Sie sich mehr an statistischen Wahrscheinlichkeiten als an Informationen über Einzelfälle. Schätzen Sie die statistischen Wahrscheinlichkeiten zu bestimmten Ereignissen ein.

Fordern Sie die Gegenseite auf, aus Ihrer Sicht bessere Vorschläge zu machen und hinterfragen Sie dann, inwieweit diese Vorschläge den Interessen beider Seiten bzw. Zielen besser gerecht werden.

  • Seien Sie bei Regelverstößen initiativ

Sprechen Sie aus eigenem Antrieb, d.h. ohne äußeren Anstoß, Verhaltensweisen an, die gegen die Gesprächsregeln verstoßen. Erinnern Sie an vereinbarte Kommunikationsregeln bzw. treffen Sie entsprechende Vereinbarungen und visualisieren Sie vereinbarte Regeln für alle sichtbar (z.B. auf einem Flipchart).

  • Seien Sie aufrichtig

Sagen Sie nur Dinge, die Sie auch so meinen.

  • Handeln Sie vertrauensvoll

Tun Sie, was Sie sagen. Täuschen Sie keine falschen Absichten bzw. Gefühle vor (z.B. ein falsches Lächeln).

  • Vermeiden Sie Ironie, Sarkasmus und Zynismus.

Ironische Formulierungen beschreiben das Gegenteil von dem, was vom Sender der Nachricht eigentlich gemeint ist („Sie wirken heute sehr motiviert“, wenn der Mitarbeiter untätig am Schreibtisch sitzt).

Sarkastische Bemerkungen greifen persönliche Eigenschaften spöttisch bzw. höhnisch, verletzend an („Überanstrengen Sie sich geistig nicht“, nach einem Beitrag des Mitarbeiters.)

Zynische Formulierungen sind im höchsten Maße spöttisch und verletzend („So jemanden wie Sie, hätte man früher…“)

  • Sprechen Sie reversibel

Verwenden Sie reversibel bzw. umkehrbar nur solche Formulierungen, die Sie auch akzeptieren würden, wenn diese der andere auch Ihnen gegenüber verwenden würde.

Beispiel: Reden Sie andere Erwachsene ungefragt mit „Du“ an, so sollten Sie auch akzeptieren, wenn diese Sie in gleicher Weise anreden.

  • Vermeiden Sie Manipulationen

Vermeiden Sie Verhaltensbeeinflussungen, die subtil andere zu etwas veranlassen, das er/ sie bei Kenntnis Ihrer wahren Absichten nicht tun würde.

Beispiel: Loben Sie nie pauschal andere Personen („Sie sind unser bester Mitarbeiter“) in Verbindung mit Erwartungen, die Sie ansonsten nicht/ nur schwer durchsetzen könnten („Dürften wir Ihnen, unser Projekt in Russland für 2 Jahre übertragen?“), sondern nur, wenn die Aussagen zweckfrei und nachvollziehbar sind („Sie haben das Projekt durch besonderen Einsatz zwei Wochen vor Termin abgeschlossen. Darüber war unser Kunde sehr erfreut. Vielen Dank.“)

  • Handeln Sie aufrichtig und verhältnismäßig. Hinterfragen Sie den Anspruch auf allgemeine Gültigkeit

Beachten Sie das Legalitätsprinzip und das Streben nach Wahrheit.

Seien Sie bereit, für wahr Gehaltenes zu überprüfen und nachgewiesene Fehler einzuräumen (Prinzip der Falsifikation). Fördern Sie dadurch das Vertrauen Ihrer Partner in Ihr Handeln und den Erkenntnisfortschritt auf dem Weg zu einer lernenden Organisation.

  • Klären Sie zentrale Begriffe

Viele Begriffe werden häufig in Diskussionen verwendet (z.B. der Begriff „Populismus“), ohne dass die Parteien das gleiche Verständnis mit dem Begriff verbinden würden.

Definieren Sie zentrale Begriffe. Ein eindeutiges, klares Begriffsverständnis ist entscheidend für die gemeinsame Sichtweise im Gespräch.

Begriffsdefinitionen sind nicht richtig oder falsch. Sie dienen der Erklärung von Tatsachen, der Abgrenzung von anderen Inhalten oder Gegenständen. Begriffe müssen vor dem Hintergrund der zu besprechenden Thematik zweckmäßig und eindeutig formuliert sein.

  • Decken Sie Widersprüche auf

Identifizieren Sie Aussagen, die sich gegenseitig ausschließen und verweisen Sie auf Fakten, die sich widersprechen.

  • Verhalten Sie sich vorbildlich

Menschen lernen durch Vorbilder.

Ich denke vor allem an Kinder.

Wo lernen Kinder vorbildliches Verhalten? Lernen sie dies in den Medien mit vielen Gewaltdarstellungen?

Woran orientieren sich Erwachsene? Welche Menschen werden als vorbildlich erlebt?  Wie wirken die Reden im Bundestag auf Sie? Respekt und Beachtung der Menschenwürde, die laut unserem Grundgesetz unantastbar sein soll: werden diese Werte vorgelebt?

 

© Prof.Dr.Merk

Quelle

Kontakt: merk@t-pu.de